... and the winner is …
Was gibt es schöneres als bei der Ausspielung der
Selfkantwanderplakette im eigenen Ort den Namen seines
Vereins aus dem Mund von Bürgermeister Herbert Corsten
erklingen zu hören, gleichbedeutend mit dem Gewinn der
Selfkantwanderplakette 2018? Zugegeben, als Schriftführer
verliert der eigentliche Preisverteilung ein wenig an Reiz,
da einer die ganzen Wertungszettel zu einem Endergebnis
zusammenführen muss. Trotzdem ist und bleiben diese
entscheidenden Worte aufgrund der Emotionen im Gesicht der
Vereinsmitglieder ein wundervoller Moment.
An dieser Stelle möchte ich eigentlich so vielen
Menschen meinen Dank ausdrücken. Zunächst möchte ich aber ein
bisschen aus dem Vereinsleben erzählen …
Im Jahr 2015 erlebten wir nach 18 Jahren
„Durststrecke“ zum ersten Mal wieder diesen besonderen
Moment, wenn der eigene Verein die Selfkantwanderplakette
gewinnt. Damals traten wir wie immer motiviert, aber mit
keinen Erwartungen an einen Sieg in Hillensberg an. Der Sieg
war schön, hat im Nachhinein aber die eigenen Erwartungen,
auch wenn dies nie in Worten ausgesprochen worden ist, nach
oben geschraubt. Schließlich war man nun „Titelverteidiger“.
Die Konsequenz war Ende der Saison 2016 die Trennung von
unserem langjährigen Dirigenten Jan Stelten. Die
musikalische Richtung passte nicht mehr und das eigentlich
wichtigste Gut für einen Verein, der Zusammenhalt der
Mitglieder, hatte in dieser Saison stark gelitten. Dieser
Schritt tat richtig weh, da wir Jan menschlich sehr
verbunden waren und immer noch sind. Aber der Verein
brauchte für die Saison 2017 eine neue Ausrichtung …
Der Vorstand stand somit nach längerer Zeit wieder
vor der „Mammutaufgabe“ einen passenden Dirigenten für den
Verein finden zu müssen, der musikalisch, vor allem aber
auch wieder menschlich zu uns passt. Auf unserer im Januar
stattfindenden Jahreshauptversammlung wurde, auch in
Hinblick auf die in weniger als 5 Monaten stattfindenden
Selfkantwanderplakette, rege diskutiert. Unser 1.
Vorsitzender Ralf Muckel schlug schließlich eine
„Feuerwehrmann-Lösung“ (manchem möge dieser Begriff aus dem
Fußball bekannt sein) vor, also jemanden zu finden der uns
zumindest bis zum Sommer zur Verfügung steht. Er dachte
dabei an Ron Roemen, der seit vielen Jahren in Schalbruch
wohnt und mit dem wir in den letzten Jahren bei dem einen
oder anderen Bierchen (u.a. nach dem Gewinn der
Selfkantwandertplakette 2015) Kontakte geknüpft hatten. Ron
hatte sich zwar seit 2012 aus Vereinen zurückgezogen. Ralf
war aber überzeugt, dass Ron wieder Lust auf eine solche
Aufgabe haben könnte. Frei nach dem Motto „ein Nein hast du
sicher, ein Ja kannst du bekommen“, saß dann auf einmal
wenige Wochen später Ron zum ersten Mal als Dirigent bei uns
auf dem Proben. Er wollte uns für die Selfkantwanderplakette
fit machen und danach bei der Suche eines geeigneten
Nachfolgers helfen.
Ab dem ersten Tag merkten wir, dass Ron ein
begnadeter Musiker ist. Wir klebten an seinen Lippen und
ließen uns auf seinen musikalischen Weg ein. Der sah nach
eingehender Beratung vor, dass wir innerhalb von 3 Monaten
zwei komplett neue Stücke einstudieren. Was dabei am Ende
herauskommen würde war für uns und Ron zweitrangig. Es ging
darum das Beste aus dieser Zeit zu machen und die
Gemeinschaft wieder zu stärken. Ich glaube ich habe selten 3
so intensive Monate erlebt. Ron hat uns den Spaß an der
Musik schnell wiedergebracht und wir sind in dieser Zeit –
auch mit Ron – zu einer verschworenen Gemeinschaft
zusammengewachsen. Wir sind hoch motiviert bei der
Selfkantwanderplakette 2017 in Höngen angetreten. Ich denke
das war der entscheidende Kick der uns am Ende zu einem 2.
Platz mit einem Punkt Rückstand auf den Sieger aus Höngen
getragen hat. Wir konnten es kaum fassen, dass diese Zeit
voller Strapazen mit einem solchen Erfolg belohnt werden
würde.
Nach dieser intensiven Zeit brauchten wir ein wenig
um runterzukommen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt innerlich
glaube ich alle ein wenig zerrissen. Wir wussten, dass die
gemeinsame Zeit mit Ron nun enden könnte. Haben aber auch
gleichzeitig die Hoffnung gehabt, dass es Ron so viel Spaß
gemacht hat wie uns, so dass er einfach bei uns bleiben
würde.
So kam dann wieder einer dieser Momente auf den man
hofft, aber den man nie erwartet hatte. Ron hatte so viel
Spaß mit uns gehabt, dass er sich vorstellen konnte uns
weiter zu betreuen. Für uns war es ein großes Kompliment und
wir mussten über diese Entscheidung nicht lange nachdenken.
Nachdem die Akkus wieder aufgefüllt waren, ging es
dann an die Vorbereitung für das Jahr 2018. Wieder sollten
es zur Selfkantwanderplakette, in diesem Jahr im eigenen
Ort, zwei neue Stücke sein. Ich glaube wir hatten im Jahr
2017 alle Blut geleckt und waren bereit, gerade in Hinblick
auf die Veranstaltung im eigenen Ort, noch mal als Verein an
die Schmerzgrenze zu gehen.
Die Vorbereitungen waren wieder intensiv, liefen
aber alles andere als reibungslos ab. Das lag aber nicht an
Spannungen im Verein, sondern schlicht daran, dass das
Musizieren für uns alle auch nur ein Hobby ist. Wir haben
inzwischen viele junge Mütter im Verein und der eine oder
andere arbeitet im Schichtbetrieb, wodurch gerade das
Zusammenspiel bis zum letzten Moment noch den nötigen
Feinschliff benötigt hat. Wo man am Ende im Vergleich zur
Konkurrenz steht, weiß man nie. Wir waren, wie im
vergangenen Jahr, wieder motiviert bis in die Haarspitzen.
Am Ende hat es uns, auch mit der Unterstützung des eigenen
Ortes im Rücken, dahin getragen, wo wir alle von geträumt
hatten …
die Selfkantwanderplakette im
eigenen Ort zu erringen. Was folgte war ein absoluter
Ausnahmezustand …
Warum schreibe ich diese Zeilen? Um zu zeigen, wie
spannend Vereinsleben doch sein kann. Denn bei aller Freude
beschäftigt mich auch die Entwicklung im Spielmannswesen.
Unsere Spielfreunde aus Hillensberg mussten aufgrund von
Mitgliedermangel in den letzten Jahren 2x die Teilnahme am
Bühnenspiel absagen. In diesem Jahr konnten Sie immerhin mit
zwei Stücken außerhalb der Wertung teilnehmen. Die Vereine
aus Wehr und Saeffelen, die ich über viele Jahre nur mit
Mitgliederzahlen 35+ kannte, sind inzwischen stark
dezimiert. Saeffelen bildet inzwischen bei Aufzügen schon
eine Spielgemeinschaft mit Koningsbosch. Auch wir leben
schon über längere Zeit (wie auch viele andere Vereine) von
unserem starken Kern. Eine ganze Reihe Mitglieder wohnt
nicht mehr im Ort, sind dem Verein aber so verbunden, dass
sie die Wege auf sich nehmen.
Doch davon können wir und auch die sonstigen Vereine
nicht ewig zehren. Bitte begeistern Sie Ihre Kinder für die
Vereine! Ich hoffe ich konnte mit den obigen Zeilen
vermitteln, was einem ein Verein alles geben kann. Sterben
die Vereine, sterben in der Regel auch die von den Vereinen
organisierten Veranstaltungen im Ort. Sterben die
Veranstaltungen, gibt es kein Dorfleben mehr!
Im Namen des Vereins möchte ich allen Danken, die
uns bei diesem Fest unterstützt und uns damit auch eine
ganze Menge Arbeit abgenommen haben.
Unseren Freunden aus Susteren und auch aus Havert,
die uns über mehrere Wochen Ihre Marimba geliehen haben.
Unseren „Marimba Boys“ Arndt und Toni, die die Marimba immer
wieder erst zwischen Havert und dann zwischen Susteren und
Schalbruch hin und her transportiert haben.
Ein Dank an alle Helfer die uns bei der Bewirtung
und dem Auf- und Abbau während der Festtage bestmöglich
entlastet haben.
Vergessen möchte ich an dieser Stelle auch nicht
unsere Ehepartner(innen), Lebensgefährt(en/innen) und die
dazugehörigen Kinder, die aufgrund der Proben und
Vorbereitungen immer wieder auf uns verzichten mussten. Ihr
seid unser Rückhalt!
Abschließend ein herzliches Dankeschön an alle die
uns zum Gewinn der Selfkantwanderplakette beglückwünscht
haben. Wir haben uns über die vielen positiven Kommentare zu
unserer Leistung sehr gefreut!
Christoph Deckers Schriftführer
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